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Tubular Bells (1973)

"An unknown English teenager playing over 20 instruments has produced the most important one-shot project of 1973"

Rolling Stone  

"...a new recording of such strength, energy and real beauty, that to me it represents the first break-through into history that any musician regarded primarily as a rock musician has made."

The Listener  

Ich habe es gehasst!
Habe ich ihre geschätze Aufmerksamkeit, geehrte Oldfield-Fan-Gemeinde? Gut, dann kann es ja losgehen.

Nein ich mochte es nicht. Um dem Ketzertum noch eins obenauf zu setzen: Ich bin mit dem Werk tatsächlich erst in der 2003er-Version warm geworden, die für meine Ohren aus dem Opus mehr als nur eine Soundcollage machte.

Lasst mich erklären. Bedingt durch mein Alter bin ich kein Fan der ersten Stunde sondern habe im zarten Alter von acht Jahren meine erste MO-Scheibe in den Händen gehalten. Dies war QE2. Ich weiss liebe, Fan-Gemeinde, im Allgemeinen mögt ihr dieses Album nicht. Für euch war es der Anfang vom Ende, die Zerstückelung dessen was eigentlich zusammengehört, nämlich einer LP-Seite.

Glaubt mir, für jemanden der "von Aussen" kommt ist QE2 immer noch innovativ genug. Und meiner Meinung nach besitzt es einfach mehr "Wärme" als Tubular Bells (jaja, natürlich ist es dadurch kommerzieller, einfallsloser, ich weiss...).

Aber eigentlich wollte ich ja hauptsächlich über Tubular Bells reden. Also, bevor ich in den Genuß dieses hochgelobten Erstlings kam konnte ich die Alben QE2, Exposed und Ommadawn zu den mir bekannten rechnen. Ich betrachtete mich selbst als eingeschworenen Fan, war folglich für die sonstige Gegenwartsmusik unerreichbar. In diversen Magazinen las ich, wie TB zum heiligen Gral hochstilisiert wurde (siehe Abstract dieses Posts), zu einem Werk mit einer unnachahmlichen Leichtigkeit, zu der MO nie wieder zurückfinden würde. Alle Kritiken der Alben die ich kannte (und mochte) wurden vom Leumund der "Bells" überschattet. Talk about high expectations? You bet.

Besonders die präemptive Kenntnis der auf Exposed vorhandenen Version von Tubular Bells erwies sich als Gift für den Genuss des Ursprungswerks. Diese ist deutlich rockiger und...ja...eingängiger. Es schien so, als konnte ich mit dem Ur-TB nichts falsch machen.

Und nun zu meinen Eindrücken im Konkreten:
Tubular Bells war mit Sicherheit bahnbrechend. Es gab vorher nichts dergleichen, eine Revolution der populären Musik. ABER es hat sehr deutlich den Charakter eines Experimentes. Es ist eine ungeschliffene Collage der verschiedensten Themen und Instrumente, denen jedoch selten die notwendige Zeit gelassen wird, um sich zu entfalten (man möchte meinen im krassen Gegensatz zu seinen heutigen Werken, die jede noch so billige Idee endlos plattwalzen). Ein Feuerwerk an Inspiration und Ideen, denen - meiner Meinung nach - der Mann nicht wirklich Herr wurde. Der Beginn mit dem weitläufig bekannten Pianothema geht in dieser Richtung ja noch (und hat im Exorzisten seine Wirkung sicherlich nicht verfehlt). Danach geht es aber wie in der Achterbahn auf und ab, mit düsteren, fröhlichen, wilden, zwielichtigen Momenten, die allerdings alle nur an der Oberfläche dessen kratzen was sie eigentlich emotional vermitteln wollen.

Ommadawn beispielsweise ist ganz anders geartet. Anstelle uns die Themen nacheinander an den Kopf zu werfen lässt MO sich hier Zeit, um sie einzeln wirken zu lassen, arbeitet mit Übergängen, welche diese Bezeichnung verdienen. Das Resultat: Ommadawn nimmt den Hörer mit, baut eine tiefe emotionale Bindung auf. Wirkt dramatisch anstelle von einfach nur hastig. Mir persönlich ist das lieber, und macht für mich den wahren Kern von MO aus. Mancher mag diese Einstellung als impressionistisch brandmarken, sei's drum. Die Antwort, welche Eigenschaft von Musik die Erhabenere sei - die Möglichkeit, komplexe und intelligente Muster in sie zu verweben oder ihre Eigenschaft die menschliche Seele anzurühren - muss sich jeder selbst geben. Jetzt wisst ihr wenigstens wo ich stehe.

Diese Kritik will ich hauptsächlich für die erste Seite, abzüglich Tubular-Bells-Hauptthema, gelten lassen. Eine Ausnahme bildet der Anfang der zweiten Seite, die "Harmonics". Dieses einfach schöne, friedliche Gitarrenthema bekommt genau den Raum den es verdient. Auch danach wird eigentlich durchaus stimmig aufgebaut bis Oldfield - was wäre er ohne diese krassen Gegensätze - mit dem Caveman jegliche aufgebaute Erhabenheit mit Lust zertrümmert. Für ihn ist dies halt alles "musikalisches Monty Python", wie er einmal im Interview zum besten gab. And now something completely different.

Also mein persönliches Fazit: Ein wirklich bemerkenswertes Experiment, das aber für den eigentlichen musikalischen Genuß nur bedingt geeignet ist.

Kann man das so tolerieren, liebe Gemeinde? Bin ich trotzdem noch würdig, das Hiawatha-Magazin zu erhalten? Zumindest auf Zeit bis ihr meine Eindrücke der anderen Alben, die ich gedenke schamlos in den Himmel zu loben, gelesen habt?

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