Someone tell the president the war is over
Das ganze ist so brechreizerregend schief gelaufen dass einem die
Worte
fehlen. Und das Schlimmste ist, dass es von vornerein eigentlich jeder
gewusst hat,
zumindest hätte wissen können, und es dennoch nicht zu verhindern war.
Die Bush-Administration war nicht sonderlich auf Geheimhaltung
dabei bedacht, ihre Kritiker mundtot zu machen, und derer gab es genug.
Wenn dieses Lehrstück eines zeigt dann das: Der amerikanische
Präsident ist in einem Land in dem die Patrioten das Wort angeben in
der Lage alles durchzusetzen was er (oder die Lobbyisten unter deren
Einfluss er steht) auch nur immer will, egal wie offensichtlich die
wahren Gründe dafür sein mögen und wie offensichtlich die
Wahrscheinlichkeit des Scheiterns ist. Er verfügt über die Instrumente
sich die Massen gefügig zu machen und Quertreiber zu isolieren.
Die 32% Bodensatz in der Bevölkerung, die immer noch mit dem Verlauf
des Irak-Krieges zufrieden sind sind wohl zweifelsfrei als die zu
identifizieren, die es für "unpatriotisch" halten, einen Krieg zu
verurteilen während sich noch Soldaten an der Front befindet. Quasi:
Sobald ein Krieg entschiedene Sache ist, ist er per Definition gerecht
und gut. Wie töricht. Eine Meinung, derart festgeschrieben dass sie
durch kein potentielles Ereignis und keine potentielle Information
verändern werden könnte, ist keine solche.
Fest steht: Die USA werden den Irak in nicht allzu ferner Zeit
verlassen und ein höchst instabiles Staatengebilde hinterlassen, bei
welchem der nächste Machtwechsel - wenn es überhaupt jemals wieder so
etwas wie eine irakische Zentralmacht geben wird - nur eine Frage der
Zeit ist. Und wie wir alle wissen sind gescheiterte Staaten die beste
Brutstätte für Terroristen. Mission accomplished, Mr. Bush!
Ich persönlich will mir immer wieder beweisen, dass man nicht in
reflexhaften Anti-Amerikanismus verfällt (was leider schonmal
vorkommt), dass es immernoch nur die US-Administration und ihre
neokonservativen Schergen sind, die man zum Teufel wünscht. Aber ich
bin überzeugt davon, dass viele Menschen rund um die Welt diese
Unterscheidung nicht mehr machen. Die Kolateralschäden dieses Krieges
werden nicht zu ermessen sein, jedenfalls nicht mit Geld.