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Et leopard sisch....

Eine Monate später - und noch einige Monate bis zum nächsten größeren MacOS-Update "Leopard" - sowie um einige Ernüchterungen reicher ist es Zeit, sich dem Thema MacOS mit etwas mehr Kampferfahrung auf dem Buckel zu widmen. Vorweg, ich schaue immer noch nicht zurück, erst recht nicht Richtung Windows. Ich denke weiterhin dass die Produktivität höher ist, auch wenn ich die wirklich entscheidenden Punkte nicht in MacOS-Killer-Features ausmache sondern mehr auf der "Toolie"-Ebene.

Definitiv bringt MacOS X einige interessante Konzepte mit sich die ich noch in keinem anderen Betriebssystem eleganter gelöst gesehen habe. Andere sind...halt einfach nur anders und nicht besser. Ob ich ein weiter gereiftes Ubuntu gegen MacOS X stehen lassen würde kann ich nicht definitiv sagen und hätte wohl mit der aktuellen Tagesverfassung (under der aktuellen Designverliebtheit) zu tun. Die MacOS-Konzepte im Detail beurteilt...
The Good

Dock + Quicksilver: Simpel die beste Lösung zum Ansteuern von Anwendungen die ich bislang benutzen durfte. Das Dock für alles was schnell bei der Hand sein muss. Quicksilver für alles andere was schnell gestartet/eingetragen/aktiviert werden soll. Wieso ist noch niemand früher auf die Idee gekommen, Programme per erlernbarer Keystrokes zu starten? Den Finder schliesslich für alle sonstigen Programme deren Namen man sich nicht merken kann (bzw. um zu schauen was überhaupt gerade installiert ist).

Anwendungs-Distribution: Hier war ich tatsächlich zunächst überfordert! Anstelle ein Installationsprogramm zu starten verbindet man sich meistens mit einer Art "Laufwerks-Image" und zieht sich von diesem temporären Laufwerk das Anwendungssymbol einfach in den eigenen Programme-Ordner hinüber. Laien werden damit problemlos zurechtkommen, ist es doch für sie nur ein weiterer artifizieller Vorgang dessen Sinn man nicht hinterfragen muss. Der etwas fortgeschrittenere Anwender kann jedoch nicht umhin sich zu fragen, was dabei wirklich geschieht. Die Antwort ist sehr simpel: Anwendungen in MacOS sind in der Regel "ausführbare Verzeichnisse". Ziehe ich das Programmsymbol in meinen Anwendungsordner, so kopiere ich damit ein komplettes Verzeichnis auf meine Festplatte, welches eine beliebig Menge von Einzeldateien enthalten kann welche die Anwendung bilden. "Starte" ich dieses Verzeichnis so findet MacOS Informationen über den tatsächlich zu startenden Prozess in einer speziellen Datei "info.plist" dieses Pakets. So einfach wie elegant. Keine Registrierungsdatenbank, keine Installationsskripte. Eine Anwendung wieder sauber zu entfernen bedeutet meistens lediglich das Entfernen des jeweiligen Verzeichnisses.

Java-Integration: Halte ich nach wie vor für die beste Out-Of-The-Box-Integration aller Betriebssysteme, (auch wenn Java momentan bei Apple/Jobs nicht gut gelitten ist). Dies hat unter anderem mit der oben dargestellten Strategie der Anwendungs-Distribution zu tun, die sich für Java ausserordentlich eignet. In einem Anwendungsverzeichnis können die diversen JARs unsichtbar untergebracht werden aus welchen Java-Anwendungen typischerweise bestehen. Über die Datei "info.plist" können der Java-VM die Konfigurationen mitgeteilt werden unter welchen die Anwendung gestartet werden soll. Letzteres geschieht für den Anwender vollkommen nativ. Er startet wie gewohnt sein "ausführbares Verzeichnis" welches letztlich über einen "JavaApplicationStub"-Prozess die Java-VM und die Anwendung startet. Kurz: Nirgendwo wird die Java-Natur einer Anwendung so gut versteckt wie unter MacOS X (ja, ich weiss, hier werden mir Design-Fanatiker widersprechen, sehen Java-Anwendungen doch immernoch letztlich etwas anders aus als native Coacoa-Anwendungen. Erinnert man sich aber an die erbarmungswürdigen Techniken, unter welchen Java-Anwendungen auf anderen Plattformen gestartet werden müssen - meistens Batch-Skripte die sich mühsam und unzuverlässig eine eventuell nicht vorhandene Java-VM suchen müssen - so halte ich diese Aussage für vollkommen tragbar).

Kennwort-Verwaltung: Die erste konsequent ins Betriebssystem integrierte Kennwortverwaltung die ich  kennenlerne.

The undecided

Separate Menüleiste: Ist grundsätzlich bezüglich purer Usability besser als eine ins jeweilige Anwendungsfenster integrierte Menüleiste, hat aber einige konzeptionelle Schwächen. So ist oft lästig dass immer nur das Menü einer Anwendung gleichzeitig zur Verfügung steht und man einer Anwendung den Fokus geben muss um ihr Menü benutzen zu können. Des weiteren fehlt hier die Unterstützung mehrerer Bildschirme. Das Menü ist immer nur auf dem Hauptschirm sichtbar selbst wenn sich das Anwendungsfenster auf einem anderen Schirm befindet.

Fensterverwaltung: Hat ihr Highlight in der Exposé-Funktion zur Übersicht der geöffneten Fenster. Nicht anfreunden kann ich mit der Tatsache, dass ich manche Fenster nicht wirklich "maximieren" kann. Und nein, ich finde nicht dass es "besser so" ist. Gerade ein Browser kann nicht immer beurteilen was seine "größte sinnvolle Fenstergröße" ist. Vollkommen bizarr das Verhalten von iTunes, welches über den "Plus"-Button in den Kompaktmodus schaltet! Auch die Minimierungsfunktion finde ich nicht wirklich praktikabel. Minimiert Fenster sind im Exposé nicht sichtbar, so dass ich des öfteren schon wähnte ich hätte das gesuchtes Fenster geschlossen, wo es doch passiv im Dock vor sich hindümpelt.

The bad and ugly

Der Finder (natürlich):
Erbärmlich! Ist eigentlich ein Schlag ins Gesicht der kontinuierlichen Evolution von Datei-Managern (die zugegebenermaßen irgendwie rückwärts läuft). Etablierte Funktionen wie Cut&Paste werden einfach aus "Usability-Gründen" weggelassen. Die Einbindung von Netzlaufwerken ist eigentlich nicht businesstauglich (hier hat meiner Meinung nach Windows merkwürdigerweise die Nase sowohl vor MacOS X als auch Linux-Derivaten vorn). Wieso kann ich Unterverzeichnisse einer Netzwerk-Freigabe als Shortcut in der Finderleiste ablegen aber das Freigabe-Verzeichniss selbst nicht? Das Datei-Informationsfenster ist der Look&Feel-Tiefpunkt des ganzen Betriebssystems. Da von einer wirklich tiefgreifenden Überarbeitung in Leopard nicht ausgegangen werden kann ist externe Unterstützung unumgänglich.


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