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Also dieser Quentin Tarantino

Freunde, erspart euch diesen Film wenn:
  • Ihr es nicht gutheissen könnt wenn der zweite Weltkrieg als Setting für einen Film missbraucht wird, der sich nicht um Aufarbeitung, Schuld und moralische Werte schert, sondern der einfach nur eine krude Story erzählt

  • Ihr auf aussergewöhnliche Figuren und das teilweise epische Ausleben ihrer Interaktionen keinen Wert legt

  • Ihr Brutalität als Stilmittel generell verabscheut
Dieser Film ist eigentlich wieder einmal Tarantino-Vollbedienung. Manche sehen das anders, ich denke jedoch, dass sich in seinen letzten Filmen eine neue "Mitte" herausgebildet hat, die weniger mit diesen kernigen Dialogen und Gangstermillieu zu tun hat, als mit der Erzählart, der Aussergewöhnlichkeit der Charaktere, und dieser absolut tiefen Fiktionalität.

Tarantino-Filme sind eben das: Filme. Sie wollen die Realität nicht darstellen, sie wollen eine eigene Realität erschaffen, so wie das vor Urzeiten schon einmal für Orson Welles Werke galt. Die Menschen die seine Filme bevölkern sind meist Archetypen ihrer Genres, ob das der zupackende, rauhbeinige amerikanische Lieutenant Raine (Brad Pitt) ist, der "100% britische" Lt.. Hicox, original nur mit kantigem Kinn und Barett (Michael Fassbender), oder der sadistisch, ölige SS-Sturmbandbührer (August Diehl). Man würde nicht erwarten sie auf der Straße zu treffen, aber in diesen Filmen sind sie in ihrer Welt und können "zelebriert" werden.

Und genau darum geht es in Tarantino-Filmen: Um die Zelebrierung von Film-Genres und ihrer Figuren, in diesem Fall der schnittigen "Kriegshelden" und ihrer allumfassend hassenswürdigen Gegner. Das könnte sterbenslangweilig sein, schliesslich kennt man diese Leute und ihr Repertoire an Aktionen und Aussprüchen bereits hinlänglich. Bei Tarantino aber ist das anders. Er setzt seinen Cast mit unendlicher Detail-Liebe in Szene,  steckt sie dabei in Situationen in denen die Gegenspieler sich in aller Ausführlichkeit aneinander "reiben" können (im übertragenen Sinne versteht sich) und deren Ausgang selten vorhersagbar ist. Wenn doch, dann ist dies auch so gewollt und wird in "Der letzte Mohikaner"-Manier als schicksalhafter Showdown inszeniert.

Und als Bonus obendrauf wartet jedes Tarantino-Machwerk mit einzelnen spezielleren und tieferen Charaktern auf, wie in diesem Film mit dem "Judenjäger" Hans Landa, dem zentralen Antagonisten, in dessen Rolle Christoph Waltz die ganze andere Baggage an die Wand spielt.

Diverse Dinge die ich über den Film schreiben wollte habe ich mittlerweile leider schon wieder vergessen, was meinem Gedächtnis ein schlechtes Zeugnis ausstellt, gleichzeitig aber ein Bild davon gibt wie eindrucksreich dieses Machwerk ist.

Ach ja, eine Sache muss ich doch noch loswerden, wegen der ich alleine den Film schon lieben würde. Es ist ein Zitat aus dem Mund besagten britischen Offiziers kurz vor seinem Ableben:

"In der Hölle ist ein besonderer Platz reserviert für Leute die guten Scotch verschwenden!"
Kommentare:

Dina Montag 21. September 2009, 11:53

Tja, wir haben und statt für Quentin für "Oben" entschieden und waren erstaunlich enttäuscht. Alles Gags waren schon im Trailer, der Rest der Geschichte unangenehm berührend, daher unangemessen. Schade, schade!!!
So stehen denn die Bastards noch aus. ...

Oliver Dienstag 22. September 2009, 10:13

"Oben" habe ich mit den Kindern auch gesehen und fand ihn eigentlich nicht so schlecht, ziemlich kreativ und - zumindest was die Figuren angeht - ungewöhnlich. Das Problem ist wohl dass die Trailer das Ding als "Gag-Feuerwerk" dargestellt haben. Dabei ist es vom Konzept her mehr der übliche rührselige Ganze-Familie-Disney-Streifen.

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