Signatory "Un-chillfiltered Collection" Bunnahabhain 1997

Unabhängige Abfüller sind in der Regel vergleichsweise kleine Betriebe, die den Destillerien spezielle Faß-Posten abkaufen welche diese nicht selbst abfüllen wollen. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Ein Grund kann schlicht mangelnde Qualität sein (weswegen man bei vermeindlichen Schnäppchen auch vorsichtig sein sollte). Andere Gründe sind logistische Probleme mit diesem Posten, oder dass er geschmacklich einfach nicht ins Konzept der Standard-Abfüllungen der jeweiligen Destillerie, oder auch der von ihr belieferten Blended Malts, passt.
Ohne tiefer in das Thema einzutauchen würde ich vorliegende Abfüllung in die letzte Kategorie stecken. Der normale Bunnahabhain - in der Regel 12-jährig zu haben - ist ein vollmundiger, irgendwie urtümlicher Tropfen, der trotz seiner Ungeschliffenheit doch sehr rund wirkt. Meine stattdessen 11 Jahre gereifte Errungenschaft greift, um mal eine Fußball-Analogie zu bemühen, eher über die Flügel an. Obwohl ansich nicht besonders schwer bringt sie eine äusserst prägnante und dominante Rauchnote zustande, der zumindest ich einiges abgewinnen kann. Desweiteren äusserst prägnant ist ein säuerlicher "Flash" beim Einstieg, sowie eine darauf folgende Pfeffrigkeit, die an Talisker erinnert.
Gemessen an diesen Geschmacksspitzen macht sich der Körper fast dezent und unauffällig aus. Er ist definitiv trocken, irgendwie "dumpf", erinnert vielleicht ein bisschen an Pflaumen. Das Bukett ist würzig mit viel "Spirit". Abgang ist bis auf die Rauchnote kaum vorhanden.
Fazit: Ein wirklich ungewöhnlicher Tropfen und daher definitiv eine Bereicherung, zudem mit gut 30 Euronen recht günstig. Macht Mut demnächst öfter wieder (vergleichsweise) blind zuzuschlagen.
Ingo Donnerstag, November 19, 2009 12:13 AM
Ich hatte aus der Serie einen Edradour und einen Coal Ila. Beide, ählich wie Du es beschreibst, ungewöhnlich für ihre Distillerie, und im ersten Moment eben nicht so wie erwartet. Für den Edradour hab ich auch sehr lange gebraucht, am Ende wurde er aber immer besser. Und nein... ich hab den nicht an einem Abend geleert ;)
Bei einem kleinen Tasting vor 2 Jahren hatten wir auch mal 2 Flaschen aus dieser Serie aus der gleichen Distille, allerdings aus zwei verschiedenen Jahrgängen. Wie erwartet: phasenweise vergleichbar (Konsistenz und Geruch zum Beispiel), aber dann beim Trinken doch wieder unterschiedlich. Es bleibt also auch spannend, wenn man zum wiederholten male ein gleiches Label kauft.