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Lego Universe vs. Minecraft

Zwei Spiele mit vergleichbaren Prinzipien die ungefähr zur selben Zeit auf den Markt kamen. Zwei ungleiche Rivalen als Hersteller, ein gigantisches Konglomerat gegen eine verschwindend kleine Noname-Schmiede. Eines der beiden Spiele ist ein Flop und wird demnächst eingestellt. Eines ist der womöglich größte Erfolg eines Spieles seiner "Gewichtsklasse" den es jemals gegeben hat.

Ein denkwürdiges Lehrstück darüber, wie die Dinge heute funktionieren, bzw. wie eben auch nicht.

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Lego Universe

  • Eine Art Online-"Action-Adventure/Rollenspiel" in dem es darum geht Questen in einer weitestgehend offenen Welt zu lösen und Lego-Steinchen für den Bau eigener Bauwerke zu verdienen.

  • Die Software wurde von der "LEGO group" selbst in Auftrag gebeben, von einem Entwicklungsstudio namens "NetDevil" entwickelt und von "Warner Bros Interactive Entertainment" publiziert. Ziel war es scheinbar, eine Art "World of Warcraft" für jüngere Spieler zu schaffen  welches auch kreative Elemente enthält.

  • Laut diesem Blogpost eines Entwicklers hat die Entwicklung 5 Jahre gebraucht und um die 250 "Personen" waren daran beteiligt. Darf man den dortigen Vergleich mit den Produktionskosten des Filmes "Avatar" wörtlich nehmen, so war ein Budget von "weniger als 30 Mio. Dollar" (aber dann offensichtlich nicht sooo viel weniger als das) verfügbar.

  • Da es sich um ein Online-Spiel handelt steht der Client-Software ein "LEGO Universe Server" entgegen, von der LEGO group selbst betrieben, auf welchem letztlich die Action stattfindet.

  • Das Spiel ging nach einer geschlossenen Alpha- (2009) und semi-offenen Beta-Phase (2010) letzlich im Oktober 2010 online. Es gibt einen kostenlosen "free to play-Bereich, dem allerdings wesentliche Features und "Welten" verschlossen bleiben. Ansonsten kostet der Zugang zum Server monatlich ca. 10 Euro.

  • Stand November hat es Lego Universe auf "bis zu zwei Millionen Spieler" gebracht und ist damit für LEGO ein kommerzieller Fehlschlag. Daher wird der LEGO Universe Server im Frühjahr 2012 ohne Wiederkehr abgeschaltet

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Minecraft

  • Gehört zum Genre der so genannten "Sandkasten-Spiele" welche kaum ein konkretes Spielziel jenseits des Auslebens von Kreativität besitzen. In einer zufallsgenerierten Welt die nur aus kleinen Blöckchen unterschiedlichster Materialen besteht bestreitet man sein Spiel-Leben indem man eben jene Blöckchen umbaut, verarbeitet, zu größeren Dingen zusammenbaut. Jenseits dessen, dass man sich gegen gewisse Monster schützen und Nahrung finden bzw. herstellen muss kann man sich mit dem Bau von Eigenheimen oder Apparaturen beschäftigen, bzw. damit die Spielwelt zu erkunden.

  • "Erfunden" wurde Minecraft ursprünglich von einem einzelnen Entwickler namens Markus Persson. Seine Motivation: Eine Mischung aus den Prinzipien mehrerer anderer, bekannter Spiele herstellen die er selber gern spielen würde. 2009 ging die Entwicklung los. Später gründete Persson eine Firma namens Mojang die heute neun Personen beschäftigt und neben Minecraft an weiteren zukünftigen "Independent-Spieltiteln" arbeitet.

  • Minecraft kann als lokales Spiel aber auch in einer Mehrspieler-Onlinewelt gespielt werden. Jedoch betreibt der Hersteller selbst keinen Server sondern stellt lediglich die Server-Software zur Verfügung, welche Interessierte zum Betrieb eigener Server benutzen können. Das hat man laut minecraftservers.net bereits über 5.000 mal  in der Form öffentlich zugreifbarer Server getan.

  • Das Spiel ist bis heute nicht "fertig" sondern befindet sich in einer langgedehnten offenen Apha-/Beta-Phase. Interessierte können Minecraft bereits seit 2009 zu einem reduzierten Preis (einmalig 10 € bei Alpha, später 15 € bei Beta-Status) kaufen und loslegen. Erst in einer Woche wird es eine "echte" Release-Version geben, mit welcher der Preis mit einmalig 20 € pro Benutzer seinen Endstand erreicht. Jeder Kauf berechtigt zu allen weiteren Minecraft-Updates "auf Lebenzeit". Wer also schon zur Alpha-Zeit zugeschlagen hat darf ohne weitere Kosten auf Beta- sowie später Release-Version umsteigen.

  • Stand heute haben über 4 Millionen Benutzer Minecraft gekauft, womit man den Rahmen des Erlöses "pro Kopf" zumindest grob einschätzen kann. Zukünftig wird das Spiel auch auf Android bzw. für die XBox 360 portiert. Es wird spannend wie viele Käufe man darüber noch wird absetzen können.

  • Um zu begreifen, inwiefern Minecraft jenseits des kommerziellen Erfolgs ein echtes "Internet-Phänomen" geworden ist genügen flüchtige Blicke über das aktuell 1.300 Seiten starke Minecraft-Wiki, das Minecraft-Museum sowie die News und Filme des Community-Forums.


Gut, der Vergleich hinkt an einigen Stellen. So versuchte Lego Universe Kinder als neue potentiellen "MMORPG"-Kunden zu gewinnen, ein Vorhaben bei dem niemand wissen konnte wie gut das funktionieren würde. So schätze ich ist das Projekt nicht zuletzt an den (teils natürlich begründeten) Ressentiments der Elternschaft gescheitert. Minecraft hat von Anfang an gezielt die Geek-Demographien angesteuert, also jene experimentierfreudige, technikfeste Klientel bei welcher - Aufmerksamkeit vorausgesetzt - Originalität schon fast die halbe Miete ist. Es bedurfte "nur noch" einer brillianten Umsetzung mit begeisterndem Gameplay.  Interessant wird hier zu sehen sein, ob das fertige Release erneut einen Kaufschub auslösen wird. Ich würde schätzen dass die Zielgruppe überwiegend bereits vorher zugeschlagen hat und ein weiterer Schub ausbleibt. Aber man hat ja noch die anderen Spiel-Plattformen in der Hinterhand, bei denen ich eher auf neues Verkaufs-Potential tippe.

Nochmal zum Thema Kinder: Ich will damit nicht gesagt haben dass Minecraft kinderuntauglich ist. Ich denke dass man es relativ bedenkenlos auf nicht allzu ängstliche Heranwachsende loslassen kann (ja, es gibt Zombies und Skelette in dem Spiel, aber mal ehrlich...). Bei kontrolliertem Konsum halte ich es sogar für einen grundweg positiven, kreativen Zeitvertreib, was wohl selbst einige Lehrer so sehen (wenn auch vielleicht etwas übereuphorisch). 

Mein eigener 9-jähriger Sohn sowie seine 12-jährige Schwester spielen es jedenfalls mit Begeisterung (und da ihr Vater "technikfest" ist gemeinsam auf einem privaten Minecraft-Server). Seine Schnupperversuche im Lego Universe - sowie die zwischenzeitliche Begeisterung dafür (und letztlich die Enttäuschung darüber dass wir ihm das Abo verweigert haben) - hat er längst vergessen.

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