bannkreis.de

Ablenkung durch Reizüberflutung

Wisst ihr eigentlich, dass in ein paar Wochen die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland beginnt?

Eigentlich kann man dieser Tage kaum etwas Blöderes fragen. Dennoch, auf eine sehr merkwürdige Art ist mir das erst gestern Mittag beim Geschirreinräumen aus dem nichts heraus klar geworden. Albern nicht? Man stellt die Teller weg und denkt plötzlich: Hey, die WM geht ja bald los.

Früher waren Fußball-WMs etwas, denen man entgegenfieberte, zu denen man die noch übrigen Tage zählte. Diesesmal, zum "größten Fußballfest aller Zeiten auf deutschen Boden" blicke ich der ganzen Sache merkwürdig unbeteiligt entgegen. Ich habe mir keinerlei Karten besorgt, weil ich von der Verteilungsstrategie angepisst war, welche einen Dreck auf den echten Fußball-Fan gibt. Die Tatsache, dass von "unseren Jungs" nichts weltbewegendes zu erwarten ist, hat sicherlich auch ihren Teil zu meinem Desinteresse beigetragen.

Am Erstaunlichsten ist aber die Tatsache, dass man medientechnisch ja eigentlich, sobald man die Kiste anmacht, unter einer Lawine von Fußball-Reportagen, Fußball-Spielfilmen und - last, surely not least - fußballbezogenen Werbungen verschüttet wird. Fast blickt man irritiert auf, wenn irgendein Geschirrspülreiniger mal nicht als "offizieller Fettlöser des DFB" beworben wird. Tatsächlich hat diese ständige schwarzweisse Einlullung dazu geführt, dass das Ereignis dahinter vollkommen in den Hintergrund getreten ist, zumindest für mich. I couldn't care less. Ich hätte ohne weiteres das Eröffnungsspiel verschlafen. Bis heute kann ich mir dessen Datum nicht merken. Mein Gehirn versagt dabei, mir die WM als positives, herbeizusehnendes Ereignis zu präsentieren.

Ist dies nur mein übliches Psychopathen-Gefasel oder kann das jemand nachvollziehen?

Beisst die Viper?

IBM stattet ihre im Sommer zu erwartende neue Version von DB2,  aktuell noch durch den schnieken Codenamen "Viper" repräsentiert, mit umfangreichen Funktionen zum Speichern nativer XML-Daten aus und bietet uns zusätzlich, angeblich als erster Hersteller, vollständige XQuery-Unterstützung. Der XML-Datenbank-Fan ruft Hossa!, only what took you so long?

Das nenne ich mal einen schlechten Verlierer

Irgendwie schon traurig. Der charmanteste Gebrauchtwarenhändler der europäischen Politik muss abtreten. Und entblödet sich dabei natürlich nicht, der Reihe nach von einem rettenden Faden zum nächst-lächerlichen zu hangeln. Zunächt blökte er laut Betrug. Dann etwas kleinlauter von Unregelmäßigkeiten.  Dann wollte er 80.000 angezweifelte Stimmen (solche die als ungültig deklariert, jedoch vom anwesenden Richter nicht als solche bestätigt wurden) nachzählen lassen. Kann ich verstehen. Hinter dem Anteil des italienischen Wahlvolkes, welches mit der Aufgabe, ein Kreuz auf einem Zettel strategisch zu platzieren, überfordert ist, muss sich ein überproportionaler Anteil seiner Wähler befinden.

Natürlich war es schon hier unwahrscheinlich, dass er Prodis 25.000-Stimmenvorsprung kippen konnte. Nachgezählt wurde, da waren die 80.000 Stimmen plötzlich nur etwas mehr als 5000. Dann wollte Berlusconi alle 1.1 Mio ungültigen Stimmen nachzählen, was in Italien mal ganz locker per Gesetz verboten ist. Dann beginnt die Flucht nach vorne. Berlusconi ruft "Große Koalition!". Prodi ruft "Nein". Berlusconi ruft "Kurzzeitbündnis". Prodi "Berlusconi, geh nach Hause!" (sinngemäß).

Wenn ich es mir recht überlege, doch irgendwie ein "würdiger Abtritt", darin dass er zum bisherigen Berlusconi-Programm passt. Ich wette, als nächstes wird er Prodi als Kommunisten beschimpfen. Das war bislang immer die letzte Diffamierung wenn garnichts anderes mehr zieht. Demzufolge wäre die gesamte italienische Justiz in kommunistischer Hand (was einige Leute wohl reell glauben).

Derweil wird nahe Corleone Bernardo Provenzano, der "gesuchteste Mafiosi der ganzen Welt " gefasst, bei dem man plötzlich doch ganz genau wusste, wo er sich aufhielt. Angeblich ohne jede Gegenwehr, und man munkelt dass dem "guten Mann" klar gewesen wäre, dass der neue politische Wind aus Rom zu dieser Festnahme führen musste. Und natürlich fragt man sich, ob es die schützende Hand Berlusconis, des alten Rechtsbeugers, war, welche ihn so lange vor diesem Schicksal bewahrt hatte.

So oder so. Mich würde nicht wundern, dass in dem Moment, in welchem seine Wahlniederlage unabrückbar feststeht, Berlusconi sich bereits nach Montenegro oder in ein weiter entfernteres Auslieferungsabkommens-Paradies abgesetzt haben wird.

Die Welt zu Gast bei klischeeverliebten Freunden

Schweizer sind langsam, darum brauchen sie einen DVD-Player mit Zeitlupenfunktion.

Polen stehlen einem die Hosen während man sie fachkundig berät.

Togoaner kommunizieren ausschließlich per Buschtrommel und brauchen eine Waschmaschine um ihre Baströckchen zu waschen.

Alles den aktuellen Mediamarkt-Werbeclips rund um die Teilnehmerländer der Fußball-WM zu entnehmen.

Ich bin wirklich niemand, der ohne Not problematisiert und Klischee-Scherze grundsätzlich als übelmeinend ablehnt. Würde mich trotzdem nicht wundern, wenn das noch Ärger gibt.

Vermisst ihr auch die Zeit der dot.com-Euphorie?

Ich nicht.

Die Zeit - Audioterror

Ich muss mir wirklich überlegen, ob ich mir nächste Woche nochmal die Mühe mache, mir die aktuellen Audio-Artikel der Zeit auf den iPod zu laden. Ansicht ist die ganze Geschichte ja eine gute Sache. Da ich eh chronisch viel zu wenig Zeit (hoho...) für den visuellen Konsum des wöchentlichen Qualitätsjournalismus-Schinken besitze, kann ich mir einige der Artikel im mp3-Format runterladen und sie während der Fahrt zur bzw. von der Arbeit hören.

Da wären nur zwei Probleme. Erstens ist die Artikelauswahl der Audioversionen recht dürftig. Grundsätzlich dabei sind die beiden, entweder sozialweinerlichen oder schulmeisterlich rügenden Frontseiten-Artikel, deren Genuss ich mir eigentlich schon abgewöhnt hatte, sowie knappe Kolumnen wie "Stimmt's" und "Das Letzte", die man lesend in 3 Minuten bewältigt, also nicht wirklich eine Entlastung der Lesezeit bedeuten.

Das zweite, gravierendere, Problem ist das der Sprecher. Genauer: Des männlichen Sprechers (Es gibt zwei, einen Mann und eine Frau, Namen nicht auffindbar). Hier mag es sich ja um einen professionellen solchen handeln, aber er scheint mir nicht exakt von DIESEM Fach zu sein. Seine Betonung ist vollig überpointiert, so als würde es sich bei jedem Nebensatz um eine absolute Kernthese handeln. Ausserdem macht er zu häufige und zu lange Pausen, so dass kein wirklicher Fluss aufkommt. Alles im allen empfinde ich diesen Stil als sehr nervig, er erinnert fatal an Programmhinweise auf Privatsendern. Man stelle sich vor, die schnoddrige Harald Martenstein-Kolumne wettert gegen bizarre Werbeflächen-Exzesse (so wie diese Woche), wird jedoch im überzogenen Singsang eines Waschmittel-Slogans rezitiert. Gruselig.

Wirklich schade. Vielleicht mal Zeit für einen Leserbrief.

Hofstaat

Die Gemeinschaft aus Kommentatoren, welche sich um die Blogs illustrer Personen in der Blogosphäre bildet, hat oft etwas vom Hofstaat absolutistischer Herrscher des 18ten Jahrhunderts. Der Herrscher hält auf seiner Website Hof und ist mit seinen Beiträgen für die Verweilung der Hofschranzen verantwortlich, Ähnlich wie dies ihrerzeit diverse Französische Ludwigs durch aufwendige Feste und Darbietungen hielten.

Zwischen Potentat und Hof entwickelt sich so eine Art Relevanz-Symbiose. Je weniger Mühen/Aufwände der Herrscher bei den Darbietungen scheut, bzw. je unterhaltsamer man diese findet, desto beliebter ist er. Somit wächst sein Hofstaat sowie sein Ansehen und Einfluss in der Blogosphäre. Umgekehrt sonnen sich die Kommentatoren im Glanz ihres A-Listen-Monarchen, werden als enge und einflussreiche Vertraute desselben erkannt, welche die jeweils relevanten Fragen der Zeit mit ihren Ansichten zu ergänzen wissen. Desweiteren besitzen sie die Möglichkeit, in den Kommentaren auf ihren eigenen Hof respektive Website zu verweisen, in der Hoffnung hierfür ebenfalls einige Leser abzuzweigen, und somit (blog-)gesellschaftlich aufzusteigen.

Bemerkenswert ist hier sicherlich auch das Spektrum an Charakteren, die so eine Kommentar-Gemeinschaft normalerweise bevölkern. Natürlich darf man dem Regenten weder allzu leidenschaftlich gegen den Mund reden, noch darf man ihn mit seinen allzu offensichtlich heuchlerischen Zustimmungen erzürnen (obwohl in diese Richtung die Toleranzgrenze wohl grösser ist). Ein gesundes Mittelmass, garniert durch launige Einwürfe, ist genau das Richtige um sich gesellschaftlich hoch-zu-kommentieren.

Auch ein guter Weg um derartiges zu erzielen ist natürlich die Formulierung pseudowissenschaftlicher Thesen rund um die Blogosphäre um sich damit als selbserkorener Community-Insider und -Kenner zu profilieren.

Vielleicht klappts ja.

Warum sagt mir sowas niemand?

"Hurt", die Single von Johnny Cash - den ich darüber hinaus kaum kenne - habe ich immer für ein absolut zentrales Werk des Künstlers gehalten, das Stück wo er sich soweit öffnet wie es ihm nur irgendwie möglich ist. Eine absolut niederschmetternde Ballade, die niemanden kalt lassen kann der nicht entweder innerlich verkümmert oder ein hoffnungsloses Happy-Day-Sonnenscheinchen ist.

Kürzlich erfahre ich: Diesen Song hat Cash nur gecovert.

Und zwar von den Nine Inch Nails!!

...


den NINE INCH NAILS !!!!!!

...

Zutiefst verwirrt ob dieser sich falsch anfühlenden Zurechtrückung beschließe ich, entweder den echten Johnny Cash oder vielleicht doch eher den echten Trent Reznor kennenzulernen.

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  • Oliver:
    Als Antwort auf "Anonym" vom 27. Dezember 2015 (..
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    Habbo als abzocke zu deklarieren finde ich schon..
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